Was will ich als kreative Unternehmerin bewirken?

3. Juni 2023

Diese Frage begleitete mich die letzte Woche im Rahmen der #blogyourpurpose – Challenge von Judith Peters

Ganz konkret kann ich sagen: WANDEL! Dieses Angebot, seine Bestimmung einmal zu betrachten und darüber zu schreiben, hat mich weiter zum Nachdenken angeregt. Warum: Ich habe durch diese Challenge mal wieder über meinen Antrieb als Unternehmerin nachgedacht, das WARUM. Es ist tatsächlich so, ich wollte ich immer etwas bewirken. Das ging los mit der Gründung meines ersten Unternehmens, 2005, NOSOLOTANGO – Mode und Schuhe aus Buenos Aires bis zu meinem zweiten, aktuellen und noch jungem Unternehmen, Travel Tales, Reisen mit Tango und Individualreisen mit Region Orient / Tunesien als Hauptzielgebiet.

Wo und wie ich das erste Mal meinen Purpose gefunden habe

In Buenos Aires und nach einem Vorstellungsgespräch neben der Präsdienten Villa im Stadtteil Los Olivos. Schon lange war ich begeisterte Tangotänzerin als ich nach Studiumsende zu einem Bewerbungsgespräch im Big Apple Südamerikas, in Buenos Aires landete. Das Berwerbungsgespräch war eigentlich nur proforma. Ich wusste schon vorher, dass der Job nicht wirklich „etwas für mich war“ und dass ich nicht in Buenos Aires acht Std. am Tag sechs Tage die Woche in einem Büro sitzen wollte.

Ich war schon ein paar Wochen in der Stadt und hatte ordentlich Recherche betrieben für das begehrteste und wichtigste Ausrüstungsobjekt der Tangotänzer:nnen. Vor allem für jüngere Frauen wie mich: die Schuhe! Einige Jahre schon war ich in Deutschland auf der Suche nach Tangoschuhen. Fehlanzeige. Außer den Modellen von anno dazumal, Großmutters Zeiten, mit Blockabsatz, max. 5/6cm hoch und ein paar Kofferschuhen, aus Buenos Aires von den Inhabern mitgebracht, gab es in den herkömmlichen Tangoschuh- / Tanzschuhläden kaum Auswahl. Somit habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Tangoschuhmarkt zu revolutionieren. Das war sehr schwierig, denn ich war ja auch Tänzerin. Und musste mich dann irgendwann entscheiden, denn eine Tangokarriere mit dem Aufbau eines Geschäftes und allen dazugehörigen Aufgaben zu vereinbaren war anstrengend bis unmöglich. Der Spagat hat irgendwann nicht mehr funktioniert. Somit habe ich meinen Purpose damals von ganz alleine gefunden.

Mit dem wachsenden Erfolg habe ich mich weiter entschieden – das war damals meinen Bestimmung – und meine ganze Kraft dem Unternehmen gegeben, denn Schuhe designed, produziert und vertreibt man unter einer eigenen Marke nicht im „Nebenfach“. Somit habe ich 2005 den Tangoschuhmarkt neu aufgemischt, als Startup in Berlin, und war damit viele Jahre Marktführer in einem Nischenmarkt.

Buenos-Aires

Back to the Future und zum Tangotanz

Meine Tango-Reisen habe ich anfangs noch parallel zum ersten Geschäft, der Produktions von Designschuhen in Kleinstserien betrieben. Ich habe aber mit der Zeit gemerkt, dass es der Positionierung nicht half. Meine Kunden waren mehr als verliebt und so begeistert von meinem physischen Produkt, dass über meine Reiseangebote mehr oder weniger hinweg gesehen wurde. Außer einer Reise, liebevoll „Tango Via Toscana“ genannt, ein langes Wochenende in Florenz.

Von Buenos Aires nach Florenz, die Florenzreise, „Tango Via Toscana“, wurde geboren.

Warum: dort wurden nach Buenos Aires als Produktionsstandort fast 10 Jahre lang meine Schuhe produziert. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Jede Reise war immer wieder aufs Neue sehr inspirierend und ich habe einen tiefen Kontakt zur Manufaktur in Florenz, einem von Frauen geführtem Unternehmen aufgebaut.

Gastdozentin in einer italienischen Schule in Florenz zum „Internationalen Tag der Schulen“

Mein Kontakt zu meinen italienischen Geschäftspartnern ging soweit, dass ich sogar in einer Schule auf Englisch einen Vortrag über die Teilung Berlins gehalten habe, als Gastlehrerin. Die Klassenlehrerin ist eine der drei Schwestern der Florenz „Schuhdynastie“. m Laufe der Jahre wurde diese Reise ein richtiges Herzprojekt. Der Besuch der Tangoveranstaltungen (Milongas) der Einheimischen, des Showrooms Werkstatt, der Aperitivo oder die italienische „Happy Hour sind fester Bestandteil meiner Reise geworden – die nicht nur für Tangotänzer geeignet ist. Und was gibt es schöneres als durch eine lebende Kunstgalerie zu wandern, über den Ponte Vecchio zu tanzen und jenseits der Touristenpfade Michelangelos David entdecken?

Ciao Bella Ciao – Italien – Sardinien war das Ziel meiner ersten Individualreise mit Tango

Das war meine erste Erfahrung als Organisatorin. Und es musste unbedingt dieses Dorf an der Ostküste sein, Bosa, auf der Route südlich von Alguero, den berühmten Küstenhigyway entlang. Der Ort war ein Traum, kaum Touristen, komplett unbekannt. Kein anderer Tangoreise – Veranstalter bot dieses Ziel an. Es war wirklich „off the beaten tracks“!

Dann riefen mich der Orient und meine neue Bestimmung

2014, im selben Jahr in dem meine Sardinienreise mit einer kleinen Gruppe gemacht habe fand auch die erste Tango- / Tanzreise nach Hammamet Tunesien in ein 5* Hotel in Kooperation mit einer Berliner Tangoschule , dem Tangotanzenmachtschön schön, statt. Die Reise war ein voller Erfolg – solch eine Destination hatte es bis dato noch nicht gegeben. Tangounterricht, Tanzen getoppt mit Luxusurlaub und Exotik und 1001 Nacht Feeling!

Leider erlitt das Land dann in Folge eines Terrorattentats und einem Amoklauf im Jahr 2015 einen erheblichen Imageschaden und Reisewarnungen wurden von Regierungsebene ausgesprochen. Das fühlt sich für mich sehr merkwürdig an, finden solche Anschläge und Attentate doch weltweit statt. Meine Bestimmung meldete sich wieder, dort weiter zu machen. Das Land nicht im Stich zu lassen, als Destination nicht aufzugeben. Meine Existenz hing nicht von dieser Reise ab, parallel produzierte und verkaufte ich immer noch meine Tangoschuh-Bestseller, made with love in Florence, meine andere Bestimmung noch zu der Zeit.

Tango for Kids und Veranstaltungen für die Tangocommunity in Tunis

Ich habe weiter Reisen nach Tunesien angeboten, für die Zielgruppe „Tangotänzer“ und bin sehr an diesem Projekt gewachsen. Radio – und Fernsehsender meldeten sich bei mir für Interviews. „OK – ich mache weiter“ mit Tango-Kollegen aus dem Land (Reisekostenfrage) habe ich weiterhin 1- 2 mal jährlich diese Reisen angeboten, auch wenn die Gruppen klein waren, der wirtschaftliche Aspekt in den Hintergrund geriet. Es ging ums machen. Eine deutsche Veranstalterin eines internationalen Events meldete sich: „Willst du beim Kidsfest Tunisie“ einen Tangoworkshop geben?“ Gegen Kost, Logis und einen Nachmittag open air in Sidi Bou Said, dem pittoresken Künstlerort von Tunis arbeiten . „Ja, klar, bin dabei!“ Ich hatte sowieso ein finanziertes Folge-Projekt zeitlich direkt an dieses Event, so dass ich schon im Land war und meine Reisekosten gedeckt waren. Ein Riesenspaß dank Unterstützung vieler einheimischer Volonteers.

Von der Tangoreiseveranstalterin zur Anbieterin von nachhaltigen Reisen und zur Orientexpertin

Mit Travel Tales beginnt für mich wieder eine neue Reise in meinem Leben, die ich allerdings gelassener und mit der gewonnenen Expertise der letzten 15 Jahre Selbstständigkeit angehe.

Mittlerweile sind alle meine Projekte auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, so auch die aktuelle Orientreise, „Filmroute“. Da wandern wir versuchen weitgehend auf Auto-Transport zu verzichten, Quads zu vermeiden – auch wenn die Einheimischen und die große Masse der Touristen das immer noch sehr attraktiv finden – und auf die Dusche in der Sahara zu verzichten. Wir planen mit der Gruppe auch eine Müllsammlungsaktion in der Wüste – und ich beschäftige mich mit unserem aktuellem Klimaproblem. Warum: Zuerst sind die ärmeren Länder betroffen. Wenn wir Richtung Südeuropa und Afrika schauen, brauchen wir Fotos im Internet von verendenden Tieren mangels Wasser nicht lange suchen. Zu Beginn des Jahres durfte ich bei der IHK Berlin einen Workshop besuchen zum Thema Nachhaltigkeit / nachhaltiges Reisen – und habe auch einen Gast-Vortrag gehalten. Das war weiter wegweisend für mich.

Will und darf ich weiter durchs leben tanzen?

Definitiv. Denn wir haben nur ein Leben. Und es gibt mehrere rote Fäden, die uns durch dieses Leben ziehen, nicht nur einen. Wir dürfen sie alle nehmen und auch wieder loslassen und diesen Faden wie einen Ballon fliegen lassen.

Wer braucht einen roten Faden im Lebenslauf, wenn man rote Schuhe hat?

Das wurde ich vor 20 Jahren von „Personalern“ in einem Bewerbungsgespräch nach Studiumsabschluss Anfang der 2000der Jahre gefragt. Es ist negativ aufgefallen, dass ich parallel zu einem internationalem BWL Studium mit Ausrichtung Südamerika Tango Argentino gelernt habe und in den Semesterferien bei der Tourismuszentrale Bremen Gäste betreut habe. Auch die Diplomarbeit bei damals Kraft Foods im Qualitätsmanagement konnte die Personalfachkräfte nicht beruhigen. Immerhin bewarb ich mich für eine Management Position. Das hat sich sehr unangenehm angefühlt damals, ich habe mich minderwertig gefühlt trotz des akad. Titels und internationalen Abschlusses. Das sollte mir nicht wieder passieren, habe ich mir damals geschworen.

Es gibt oft mehr als eine Bestimmung im Leben

Mittlerweile weiß ich, dass ich mich nicht entscheiden muss, zwischen „nur“ Tangoreisen anzubieten, Events als Gastgeberin für ein Ferienhaus in Niedersachsen oder Tangoevents und Workshops organisieren – oder nachhaltigen Tourisimus in Tunesien entwickeln. Ich darf all meinen Bestimmungen folgen – und auch wieder loslassen, wenn es nötig ist.

Wozu ich inspirieren möchte:

Sich auszuprobieren, mutig sein, Fehler machen, immer wieder aufstehen – und vor allem authentisch bleiben. Dieser Beitrag ist im Rahmen der #blogyourpurpose Challenge vom 23.-26.05.2023 von Judith Peters entstanden und KI-frei geschrieben.

Alle Fotos sind meine, bis auf die Strandbilder: Hamza Ayari, und Buenos Aires-Bürgersteig: Amira Cámpora

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