Mein persönliche Herausforderung und wie ich diese angegangen bin
Zugegeben, auch dies war bis zu „meinem ersten Mal“, einer Fahrt mitten im Ramadan und während Corona-Lockdowns der einzelnen Gouvernants (vergleichbar mit Bundesländern) ein Riesenthema für mich, dem ich mich eigentlich schon seit längerem stellen wollte: Mit einem Mietwagen unabhängig im Land unterwegs sein. Viele meiner tunesischen Freunde fahren Auto, auch die Frauen natürlich, mit großer Selbstverständlichkeit – und kommentierten aber aus Respekt mir gegenüber nicht weiter, dass ich mir nie ein Auto geliehen habe in der Vergangenheit, für bessere Mobilität und Unabhängigkeit.
Dazu muss sagen: Ich habe meine Reiseprojekte auch immer so konzipiertt, dass ich nicht wirklich ein Auto brauchte. Die Taxifahrer schätzen die Zusammenarbeit mit Auländern und fahren meine Reiseteilnehmer gerne und effizient überall hin. Meistens mussten wir uns auch nicht viel bewegen, wenn wir mit einer Gruppe im Urlaub in einen schönen Strandhotel waren. Für Ausflüge brauchten wir sowieso immer einen Bus mit Fahrer und kürzere Strecken funktionieren wunderbar mit einem Taxifahrer, der sich bestens auskennt.
Dann kam das Angebot: Filmdreh für einen Imagefilm im großen Süden, der Sahara mit einem einheimischen Filmmacher aus Tunis und der Partneragentur. Nur, „…wie kommen wir dort hin? In die Sahara…in Coronazeiten?“ Auch wenn der Gedanke sehr verlockend war: Es war 2021 und Corona-Peektime. Es gab kaum Tourismus im Land und meine Reisezeit fiel auch noch in den Ramadan. Ich konnte einfach nur unabhängig diese Tour machen und brauchte ein Auto. Ich sah meine Chance: Jetzt oder nie! Ich muss mich endlich trauen Auto zu fahren in Tunesien!
Über einen tunesischen Freund bekam ich eine Autovermietung empfohlen und innerhalb kurzer Zeit hatte ich einen Mietvertrag unterschrieben und ein schönes Auto mit Pferdestärken im 3stelligen Bereich und wenigen 100 Km auf dem Tachometer. Juuuhooouuu, die Freiheit wartete auf dem Parkplatz vorm Hotel! #challengeaccepted! Sicherheitshalber habe ich noch einen Freund und erfahrenen Guide & Fahrer für die Tour eingeladen für „Fahrsharing“ und falls ich ich müde würde. Am nächsten Tag sind wir von Hammamet aus mit Assistentin, Kameramann und Ersatzfahrer Richtig Süden gestartet. Das war aufregend! Warum? Wir mussten bis 19 Uhr jeden Tag an unserem Quartier eingetroffen sein. In Tunesien gab es strenge Corona-Lockdowns, die Reisen und Mobilität der Menschen einschränken sollten, ähnlich wie in Deutschland zu diesen Zeiten.
Freie Fahrt die ganze Zeit!
Stau? Volle Autobahnen? Fehlanzeige! Es war unglaublich und fast surreal. Je südlicher wir fuhren, desto leerer wurden die Straßen. Wir hatten die A1, die Autobahn in den Süden in beide Richtungen kilometerweit für uns während der Reise, das war ein Traum, die Landschaften vorbei rauschen zu sehen und dieses Gefühl von Freiheit.
Wie weit südlich kann man fahren?
Die Autobahn reicht bis Mednine, von dort kommt man über eine Landstraße weiter bis Ben Guerdane, die Grenze zu Lybien. Es ist auch möglich an den Rand der südlichen Sahara mit einem normalen PKW zu fahren. Die Straßen sind gut asphaltiert – und Sandverwehungen, die bei Stürmen entstehen (wie bei uns in früheren Wintern vergleichbar mit Schneeverwehungen), werden regelmäßig geräumt, durch entsprechende Räumfahrzeuge. Es gibt auch eine Straße durch die Salzwüste, den „Chott el Jerid“, die ist ebenfalls gut asphaltiert. Der Vorteil mit dem eigenen Mietwagen unterwegs zu sein ist eindeutig: Man kann anhalten, wo man möchte, um Salzkristalle zu sammeln und den Ausblick und die Weite des ausgetrockneten Salzsees geniessen – mit samt den Luftspiegelungen, die Fata Morganas, die bei hoch stehender Sonne auftauchen.
Kann ich mit dem Mietwagen in die Sahara hinein fahren?
Auch wenn Schotterpisten im Süden, in der Oase Douz z. B., einladen, diese zu befahren – sie enden irgendwann in einen Sandweg und dieser führt dann unweigerlich in ein Dünenmeer. Ab dem Moment heißt es Dünen-Krabbeln. Das schafft kein normaler PKW – und auch ein Allrad-Jeep fährt sich dort immer wieder mal fest. Solche Strecken sind nur etwas für erfahrene Fahrer Deshalb gilt: In die Wüste niemals ohne Allrad, niemals alleine, ohne Begleitfahrzeug – und immer mit Profis. Mit Menschen die dort leben, am besten noch dort geboren sind.
Nur sie kennen die „Stimmungen“ der Wüste. Die atemberaubend schön und friedlich erscheint, auf den ersten Blick in die endlose Weite und auf ihre Riesendünen. Aber der Schein kann trügen: Innerhalb kurzer Zeit kann ein Wüstensturm aufkommen – und dann ist die Not groß.
Benötige ich einen internationalen Führerschein?
Es ist relativ einfach in Tunesien ein Auto zu mieten: Man braucht keinen internationalen Führerschein, der EU-Führerschein ist völlig ausreichend.
Worauf muss ich beim Autovermieter achten?
Auch in Tunesien gilt sicherlich auch die Gepflogenheit „…es gibt immer einen, der es billiger macht“. Letztendlich ist es immer eigenes Ermessen, welche Zusatzleistungen man bei der Vermietung dazu bucht und man sollte wissen: Sicherheit kostet, ist nicht umsonst. Ich empfehle die Selbstbeteiligung auf 0,00 Euro zu reduzieren bei Schäden. Das ist etwas teurer, aber das Risiko nicht wert, im Schadensfall. Autovermietungen findet ihr im Internet, ich empfehle Vergleichsplattformen wie Check24 z. B.
Ihr möchtet in die Wüste eintauchen? Ich biete in diesem Jahr zwei exklusive Termine an, in den Nationalpark Sahara inklusive Glamping in einem Wüstencamp unter dem Unesco-Weltnaturerbe, den Tafelbergen von Timbeine.
Mein letzter Tipp:
Besorgt euch eine tunesische Simkarte mit mobilem Datenvolumen bei einem lokalen Telfonanbieter. Somit könnt ihr mit 4G und maps oder google sicher unterwegs sein und Euch orientieren. Bitte auch immer berücksichtigen, dass die Bundesstraßen langsamer gefahren werden, viele Dörfer auf den Strecken liegen und die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen 110 KM/H beträgt. Auch in Tunesien gibt es Blitzer.
Ich genieße mittlerweile die Freiheit der Mobilität bei vielen Reisen mit einem Mietwagen und komme tatsächlich auch im Stadtverkehr von Tunis bestens klar. Berlin war eine gute Schule für meine Fahrpraxis in Tunesien, schein es. Ich wünsche euch eine gute Fahrt und inspirierende Routen.