Meine ganz persönliche Herausforderung
Zugegeben, dies war bis zu „meinem ersten Mal“, einer Fahrt mitten im Ramadan und während Corona-Lockdowns der einzelnen Gouvernants (vergleichbar mit Bundesländern) ein Riesenthema. Dem ich mich eigentlich schon seit längerem stellen wollte: Mit einem Mietwagen unabhängig im Land unterwegs sein. Viele meiner tunesischen Freunde fahren Auto, auch die Frauen natürlich, mit großer Selbstverständlichkeit – und kommentierten aber aus Respekt mir gegenüber nicht weiter, dass ich mir nie ein Auto geliehen habe, in der Vergangenheit, für bessere Mobilität und Unabhängigkeit. Und irgendwie gab es auch immer Freunde, die mich abgeholt oder mitgenommen haben, wenn ich von A nach B musste. Und in Tunis fahren ALLE lieber Taxi. Sowie in Berlin. Wenn man nicht muss, lässt man das Auto außerhalb stehen.
Dazu muss außerdem sagen: Ich habe meine Reiseprojekte in der Vergangenheit auch immer so konzipiert, dass ich nicht wirklich ein Auto brauchte. Die Taxifahrer schätzen die Zusammenarbeit mit Ausländern und fahren meine Reiseteilnehmer gerne und effizient überall hin und kennen sich auch bestens aus. Meistens mussten wir uns auch nicht viel bewegen, wenn wir mit einer Grupp in einem Strandhotel untergebracht waren. Für Ausflüge und Transfere brauche ich immer einen Bus und somit auch einen Fahrer, so dass ich eine Agenturdienstleistung in Anspruch nehme.
Die erste Fahrt während der Pandemie
Dann kam das Angebot in Coronazeiten: Filmdreh in der Sahara für einen Imagefilm mit einem einheimischen Filmemacher aus Tunis und der damaligen Partneragentur. Nur, „…wie kommen wir dort hin? In die Sahara…in Coronazeiten?“ Auch wenn der Gedanke sehr verlockend war: Es war 2021 und Corona-Peektime. Flüge gab es von Berlin nur nach Tunis. Es gab keinen Tourismus im Land und meine Reisezeit fiel auch noch in den Ramadan. Ich konnte einfach nur unabhängig diese Tour in den Süden machen und brauchte ein Auto. Ich sah meine Chance: Jetzt oder nie! Ich muss mich endlich trauen Auto zu fahren in Tunesien!
Über einen Freund bekam ich eine Autovermietung empfohlen und innerhalb kurzer Zeit hatte ich einen Mietvertrag unterschrieben und ein schiekes Auto mit Pferdestärken im 3stelligen Bereich und wenigen 100 Km auf dem Tachometer. Juuuhooouuu, die Freiheit wartete auf dem Parkplatz vorm Hotel! #challengeaccepted!
Am nächsten Tag sind wir von Hammamet aus mit Assistentin, Kameramann und Ersatzfahrer Richtig Süden gestartet. Sicherheitshalber habe ich noch einen Freund und erfahrenen Guide & Fahrer für die Tour eingeladen für „Fahrsharing“ und falls ich ich müde würde. Jamel ist tatsächlich anfangs gefahren – bis mir seine Raserei auf die Nerven ging. Fahrertausch und ich habe das Steuer übernommen.Das war aufregend! Warum? Wir mussten bis 19 Uhr jeden Tag an unserem Quartier eingetroffen sein. In Tunesien gab es strenge Corona-Lockdowns, die Reisen und Mobilität der Menschen einschränken sollten, ähnlich wie in Deutschland zu diesen Zeiten.
Freie Fahrt die ganze Zeit!
Die A1 und Nord-Süd Autobahn reicht bis Medenine, von dort kommt man über eine Landstraße weiter bis Ben Guerdane, die Grenze zu Libyen. Bei vorliegendem VISA und Reisepass könnte man theoretisch sogar die Grenze überqueren. Theoretisch..
Ich empfehle Richtung Westen zu fahren. Es ist auch möglich an den Rand der südlichen Sahara mit einem normalen PKW zu fahren. Die Straßen sind gut asphaltiert – und Sandverwehungen, die bei Stürmen entstehen (wie bei uns in früheren Wintern vergleichbar mit Schneeverwehungen), werden regelmäßig geräumt, durch entsprechende Räumfahrzeuge. Es gibt auch eine Straße durch die Salzwüste, den „Chott el Jerid“, die ist ebenfalls gut asphaltiert.
Der Vorteil mit dem eigenen Mietwagen unterwegs zu sein ist eindeutig: Man kann anhalten, wo man möchte. Um Salzkristalle zu sammeln und den Ausblick und die Weite geniessen – mit samt den Luftspiegelungen, die Fata Morganas, die bei hoch stehender Sonne auftauchen in der Salzwüste auftauchen.
Empfehlung: Slowtravel durch das Dahargebirge
Stau? Volle Autobahnen? Fehlanzeige! Es war unglaublich und fast surreal. Je südlicher wir fuhren, desto leerer wurden die Straßen damals bei meiner ersten Tour in den Süden. Wir hatten die Autobahn in den Süden in beide Richtungen kilometerweit für uns während der Reise. Das war ein Traum, die Landschaften vorbei rauschen zu sehen und dieses Gefühl von Freiheit. Empfehlen kann ich auch eine Fahrt durch das Dahargebirge. Dort tun sich immer wieder grandiose Aussichten auf, du man nicht erwartet. Es ist wie eine Fahrt in eine andere Welt. Mit dem Mietwagen könntet ihr auch unabhängig für meinen Wanderurlaub im Dahargebirge anreisen, das lohnt sich vor allem, wenn du nicht in Djerba landest, sondern in Monastir. Die Mietwagen Stationen befinden sich direkt im Flughafen



Kann ich mit dem Mietwagen in die Sahara hinein fahren?
Nein, bitte nicht! Und Ihr könnt mir glauben: Ich habe diesen Fehler schon für Euch gemacht. Auch wenn Schotterpisten im Süden, in der Oase Douz z. B., einladen, diese zu befahren – sie enden irgendwann in einen Sandweg und dieser führt dann unweigerlich in ein Dünenmeer. Ab dem Moment heißt es Dünen-Krabbeln. Das schafft kein normaler PKW (Foto unten in Galerie) – und auch ein Allrad-Jeep fährt sich dort immer wieder mal fest. Solche Strecken sind nur etwas für erfahrene Fahrer. Deshalb gilt: In die Wüste niemals ohne Allrad, niemals alleine, ohne Begleitfahrzeug – und immer mit Profis. Mit Menschen die dort leben, im besten Fall sogar dort geboren sind. Wasservorrat nicht vergessen!
Nur sie kennen die „Stimmungen“ der Wüste. Die atemberaubend schön und friedlich erscheint, auf den ersten Blick in die endlose Weite und auf ihre Riesendünen. Aber: Der Schein kann trügen: Innerhalb kurzer Zeit kann ein Wüstensturm aufkommen – und dann ist die Not groß.
Ihr möchtet in die Wüste eintauchen? Ich biete in diesem Jahr zwei Termine an, ein Wüstenretreat 2025 im Nationalpark Sahara, Glamping in einem Wüstencamp unter dem Unesco-Weltnaturerbe, den Tafelbergen von Timbeine – oder gemächlich mit einem Wüsteschiff durch die westliche Sahara zu trekken: Kameltrekking 2025.



Benötige ich einen internationalen Führerschein?
Es ist relativ einfach in Tunesien ein Auto zu mieten: Man braucht keinen internationalen Führerschein, der EU-Führerschein ist völlig ausreichend. Ich habe mehrmals seit meiner ersten Selbstfahrerin-Tour in Coronazeiten mit meinem EU-Führerschein Autos gemietet.
Alkohol am Steuer
Besser nicht. Auch wenn Touristen nicht so streng kontrolliert werden die Einheimische. Die gesetzliche Toleranz liegt bei 0,00 Promille. Ich würde aber schon aus Gründen von eigener Sicherheit nicht alkohlisiert fahren: Die Straßen sind oft löcherig, durch das Gebirge gibt es Serpentinen, nicht alle Fahrzeuge in Tunesien sind immer ausreichend beleuchtet. Oft kommt dir in der Nacht ein Mofa oder Auto ohne Beleuchtung entgegen. Bei eingeschränkter Reaktionsfähigkeit kann das gefährlich ausgehen.
Worauf muss ich beim Autovermieter achten?
Auch in Tunesien gilt sicherlich auch die Gepflogenheit „…es gibt immer einen, der es billiger macht“. Letztendlich ist es immer eigenes Ermessen, welche Zusatzleistungen man bei der Vermietung dazu bucht und man sollte wissen: Sicherheit kostet, ist nicht umsonst. Ich würde nicht mit der letzten Klapperkiste und blanken Reifen losfahren, z. B. …. Obwohl Dir in Tunesien viele solcher Autos begegnen. Für Nicht-Einheimische nicht empfehlenswert.
Ich empfehle die Selbstbeteiligung auf 0,00 Euro zu reduzieren bei Schäden. Das ist etwas teurer, aber das Risiko eine mehrstellige Eurosumme zu bezahlen, nicht wert, welches ihr im Schadensfall eingeht. Autovermietungen findet ihr im Internet, ich empfehle Vergleichsplattformen zur reellen Preisermittlung.
Mein letzter Tipp:
Besorgt euch eine tunesische Simkarte mit mobilem Datenvolumen bei einem lokalen Telefonanbieter oder eine Esim. Somit könnt ihr mit 4G/5G und maps oder google sicher unterwegs sein und Euch orientieren. Bitte auch immer berücksichtigen, dass auf Bundesstraßen langsamer gefahren wird, viele Dörfer auf den Strecken liegen und es viele Speedbumps gibt, die Euch überraschend auf den Sitzen hochfliegen lassen können. Oder auch einfach mal Löcher in den Straßen im ländlichen Bereich. Die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen beträgt 110 KM/H. Vorsicht: Auch in Tunesien gibt es Blitzer. Und solche Delikte könnten bei einer zukünftigen Einreise zu Problemen führen.
Ich genieße mittlerweile die Freiheit der Mobilität bei vielen Reisen mit einem Mietwagen und komme tatsächlich auch im Stadtverkehr von Tunis gut klar. In lange zurückliegender Vergangenheit habe ich einmal ein knappes Jahr autofahrend auf Kreta verbracht. Heraklion, die Hauptstadt war auch nicht ohne….Rückblickend kann ich aber auch sagen, Berlin war eine gute Schule für meine Fahrpraxis in Tunesien, scheint es:)
Fragen zu den besten Routen? Schreibe mir gerne eine mail.
Ich wünsche eine gute Fahrt, schöne Aussichten und inspirierende Routen.
