Die Welt der Mode wurde nicht erst seit Veröffentlichung diverser Skandale der Fast Fashion Industrie von kurzlebigen Trends dominiert. „Saisons“ spielten schon seit den 1960er Jahren eine wichtige Rolle in dieser Branche. Der tunesische Haute Couture Designer Azzedine Alaïa hat sich dennoch nie diesen Trends unterworfen.
Unverwechselbarer Stil als Markenzeichen
Der Stil von Azzedine Alaïa hat mich schon den 90er Jahren beeindruckt. In München habe ich damals erstmalig seine Kollektionen bewundert. Der Name mit einem ï mit zwei Punkten war dann das tatsächliche i-Tüpfelchen für mich: Ich habe damals nicht verstanden woher so ein Buchstabe kam. In den 90er Jahren war unsere Welt noch nicht so international, es gab wenige arabische Wörter im Alltag. Seine Mode bestach durch feminine Formen und die Silhouette blieb einfach in Erinnerung. Sie war so etwas wie sein Stempel.
Vielleicht hing sein Stil auch damit zusammen, dass er Bildhauer war im ersten Beruf. In Tunis studierte er 1940 an der Ecole des Beaux-Arts Bildhauerei Kunst. Er besaß dort auch bis zu seinem Tod ein Sommerhaus. Im Küstenvorort Sidi Bou Said mit atemberaubenden Blick auf den Golf von Tunis. Bei jeder Hauptstadtreise besuchen wir seine frühere Schaffensoase, schon wegen des Ausblicks von der Terrasse auf das endlose sich verlierende türkis-petrol-blaue Meer. Das Haus wird als Ausstellungsort mittlerweile von einem Verein geführt.





Verweigerer kurzlebiger Trends
Alaïa hat seine Kollektionen nicht nach dem Kalender der Pariser Modekalender gezeigt und ist damit gegen den Strom geschwommen. Damit war er schon ein Revolutionär, allerdings ein leiser, der mit seiner kompromisslosen Eleganz Modegeschichte schrieb. Er zeigte seine Mode wann er wollte, mied Werbung und hielt sich von Trends fern. Stattdessen konzentrierte er sich auf Qualität und Zeitlosigkeit. Für ihn war Mode keine Show sondern Kunst.
Art came first to me. When fashion tires me, with collections and dresses, I turn my attention to art and I calm down.
Azzedine Alaïa
Ein tunesisches Talent mit Pariser Feinsinn
Geboren 1940 in Siliana, Tunesien, begann Alaïa seine Karriere fernab der Haute Couture – als Bildhauerstudent an der École des Beaux-Arts. Diese Ausbildung prägte sein Gefühl für Form und Proportion, das später zu seinem Markenzeichen werden sollte. In den 1950er-Jahren zog es ihn nach Paris, wo er für Modehäuser wie Christian Dior, Guy Laroche und Thierry Mugler arbeitete, bevor er in den 1980ern sein eigenes Label gründete.
Meister der weiblichen Form
Alaïa verstand den weiblichen Körper wie kaum ein anderer Designer. Er schnitt Stoffe nicht nur – er modellierte sie. Seine Kleider, oft aus elastischem Jersey oder Leder, schmiegten sich wie eine zweite Haut an die Trägerin. Er schuf Mode, die kraftvoll und sinnlich zugleich war. Supermodels wie Naomi Campbell, die er wie eine Tochter behandelte, schworen auf seine Designs.
Ein Erbe der Integrität und Eleganz
Azzedine Alaïa starb 2017, doch sein Einfluss lebt weiter. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Slow Fashion zunehmend an Bedeutung gewinnen, erscheint seine Philosophie moderner denn je. Seine Entwürfe hängen in Museen in den Metropolen der Welt, seine Ästhetik beeinflusst eine neue Generation von Designern, und sein Name bleibt ein Synonym für wahre Couture.
Fazit:
Azzedine Alaïa war nicht nur ein Designer, er war ein Bildhauer des Stoffs – ein Künstler, der den Körper ehrte, statt ihn zu verkleiden. Seine Mode war niemals laut, aber sie hinterließ Spuren. In einer lauten Welt bleibt sein leiser Stil unvergessen.