Es begann an einem kalten Februartag auf einer Messe, Danza in Fiera,.. – „Tanzen im Feuer“
Schon lange hatte ich als Designerin und Produzentin von Tangoschuhen, seit 2004 geschäftlich ausschließlich in Buenos Aires unterwegs, nach Italien geschielt als Produktionsstandort. Arbeitete ich doch mit den Nachfahren der Italiener, den italienischen Einwandern, Porteños, in Buenos Aires genannt, eng zusammen. Um immer die neuesten und schönsten Modelle für meinen Kund:innen, zu kreieren, das hochwertigste Material auszuwählen, Prototypen in Auftrag zu geben, diese abzunehmen, bin ich über die Jahre meiner geschäftlichen Aktivität in der Tangoschuhbranche 16 mal über den Atlantik und zurück geflogen.
Dieser Aufwand. wurde für mich mit der Zeit immer unverhältnismäßiger, nicht nur geschäftlich, nachdem Langstreckenflüge immer unbeliebter wurden. Solche Flüge sind auch körperlich anstrengend, man kämpft mit Jetlag und mit einem konträren Klima bei Ankunft / Rückkehr. Egal, ob in Deutschland oder auf der anderen Hälfte der Erdkugel.
Parallel musste ich mein Geschäft in Berlin neben der Design- / Produktions- und Entwicklungsarbeit auch am laufen halten, täglich Bestandslisten einsehen, Mitarbeiter-Kommunikation erledigen, zusätzliche zur Kunden- und Lieferantenkommunikation …und meiner kreativen Aufgabe nachkommen, die schönsten Tangoschuhe zu designen. Um nur einige Aufgaben zu nennen. Dies hat außerdem noch meine interkulturelle Kompetenz gefordert und auch viel Spaß gemacht – mich aber auch an Grenzen gebracht.
Hintergrund: Arbeiten in Argentinien ist keine Ponyhof
…habe ich über die Jahre gemerkt. Die Erfahrungen die ich in acht Jahren dort als Unternehmerin gemacht habe möchte ich nicht missen. Schon wegen der Chance bei Tangolehrern regelmäßig Unterricht zu nehmen die aus Altersgründen oder mangels Interesse oder mangesl Einladungen nicht mehr nach Europa reisten. Dennoch wollte ich aus der Abhängigkeit heraus, zweimal jährlich 30+ Tage in Buenos Aires / Argentinien geschäftlich zu verbringen müssen. Das hat enorme Ressourcen gebunden. Aber darüber schreibe ich in einem anderen Blogartikel, coming soon!
Erstes Learning in Florenz: Wir sprechen unterschiedliche Sprachen
Das war einer der Gründe, warum meine neue Haupt-Werkstatt, SUR Scarpe Tango, mir nicht so schnell geantwortet hat. Italiener meiner Generation sprachen kaum Fremdsprachen, haben wenig Übung. Vielleicht ist meine Mail auch dort im Spam-Ordner gelandet – wir haben es nie weiter eroiert, nachdem wir uns dann auf der Tanzsportmesse, Danza in Fiera, Florenz, im Fortessa di Basso, einer ehemaligen Festung, endlich kennengelernt haben.
Übrigens eine Wahnsinnsmesse, wer sich für Tanz interessiert, geschäftlich auf der Suche nach Lieferanten, Kontakten, Performern ist, dem kann ich diese Messe wärmstens ans Herz legen. Und was könnte es schöneres geben, als auf diese Weise und aus diesem Grund in die Märchenlandschaft der Toskana und Hauptstadt der Region zu reisen?
Der Luxus für meine Kund:innen: Tangoschuhe aus einer Haute Couture Werkstatt
Ein Traum wurde war! Und zwar nicht nur für mich sondern auch für vieler meiner Kund:nnen: Tangoschuhe haute couture made und mega komfortabel auf Grund eines besonderen Details – den Tänzer:nnen kennen und lieben gelernt haben….
Für Kollektionsplanung und Meetings flog ich mehrmals im Jahr innnerhalb von zwei Stunden nach Florenz, in drei Tagen war die Arbeit erledigt und ich verband diese Reisen oft mit Toskana-/ Italienurlauben im Anschluss. Oder vorher. Über die Reisen lernte ich meine Werkstatt, die Mitarbeiter und Zulieferer immer besser kennen. Und wesentliches über den handwerklichen Teil der Produktion von Tangoschuhen. So dass ich mich wirklich „Heelexpertin“ nennen darf.
In den Jahren ist eine tiefe Verbindung zur Werkstatt entstanden, die über eine Geschäftsbeziehung hinaus ging. Unzählige Aperitivi, gemeinsame Milongabesuche und ein gemeinsames Event in München sind Meilensteine auf unserem Weg gewesen. Dies war auch einer der Gründe, warum ich die erste Tangoreise nach Florenz 2015 ins Leben gerufen habe: Ich wollte meinen Kund:innen den Alltag meiner Produzent:nnen nahe bringen, und auch einen Blick hinter die Kulissen gewähren, die Arbeitsschritte zeigen – und sie natürlich in das Paradies für Schuhliebhaber einladen, das Materiallager. In den vergangenen Reisen durften die Teilnehmer:nnen als Highlight ihre Schuhe selbst designen, die Materialien und Kombinationen zusammen stellen.
Die Tango Via Toscana wurde geboren
2015 war es soweit, zur schönsten Reisezeit für die Toskana, Mitte September startete die erste Reisegruppe Richtung Italien. Das war aufregend! Die Teilnehmer.innen reisten aus ganz Deutschland und sogar aus Tunesien an! Einige mit dem eigenen Auto, einige auf den Schienen mit der Bahn und andere wiederum mit dem Flugzeug. Vier intensive Tage und Nächte warteten damals auf die Gruppe! Programmteil war u. a. eine Weinprobe, ein Stadtspaziergang – und der Besuch in der Werkstatt wurde entgegen gefiebert! Meine Kund:nnen im Schuhrausch…
Getoppt wurde das Programm täglich mit Eis-/ Gelatotastings und einem Tanz über den Ponte Vecchio nach dem Aperitivo. Und manchaml zu Michelangelos David durch den Rosengarten, wo bis zu 400 verschiedene Rosensorten zu finden sind! Die Oase in der Stadt mit einer der schönsten Aussichten unterhalb der Piazzale Michelangelo.
Zufall? Meine Produzentin ist begeisterte Tangotänzerin!
Tangofestival Elba / Toscana
Was für ein Glück, Beatrice Raveggi, eine der drei Schwestern des frauengeführten Unternehmnes, SUR Scarpe und der Werkstatt, die 10 Jahre lang meine Objekte der Begierde gefertigt hat, ist Tangotänzerin! Etwas besseres konnte mir nicht passieren. Durch sie war ich von Anfang an mit der Tangocommunity in Florenz vernetzt, bekam immer die angesagtesten Milonga-Tipps – und war auch VIP Guest auf vielen italienischen Festivals, auf denen die Firma ausstellte. Das war u. a. das Florence Tangofestival , organisiert von Patricia Hilliges und Matteo Panero, ein Tangofestival auf Elba, in La Spezia u. v. a.
Mein Markenzeichen und Steckenpferd, meinen Kund:nnen „nicht nur Tango“, no solo tango, auf Spanisch anzubieten erzählt meine ersten Marke, mein erstes Unternehmen. Bei bis zur vier Florenzreisen im Jahr kannte ich nach einiger Zeit die bevorzugten Aperitivo Bars der Einheimischen auswendig, die schönsten Milongas, bis zu den saisonalen Volksfesten, die auch oft eine Tangotanzfläche boten. Auf unserer ersten Reise gab es ein nächtliche Milonga open air direkt am Arno-Fluss. So ein Event ist immer ein toller Einstieg für eine ausländische Gruppe. Ziemlich schnell haben sich die Deutschen, die Tedeschi, mit den Italienern vermischt – und kaum eine Tanda ausgelassen.
Die Tangocommunity in Florenz
Die Fiorentini sind sehr sozial. Sie verabreden sich immer zu Fahrgemeinschaften. Nicht jeder hat dort ein Auto. In der Toskana liegen die Orte auch oft weit verstreut, Davon profitieren auch mein Reiseteilnehmer:innen oft, denn alle Milongas sind nicht fußläufig erreichbar, obwohl Florenz für mich die Stadt der kurzen Wege ist. Ein weiterer Aspekt, der die Stadt für mich extrem besucherfreundlich macht. Zu Fuß kann man die meisten Sehenswürdigkeiten erreichen, besonders im Centro Storico.
In der Toskana herrschen im Sommer tropische Temperaturen
Was dazu führt, dass viele Indoor-Räume für Veranstaltungen bis Ende September geschlossen bleiben. Meine Reise profitiert davon, weil in September die Wiedereröffnungen stattfinden, nach der Sommerpause. Das musste ich auch erst lernen, das dies dort so zelebriert wird. Es gibt immer ein große Party zur Eröffnung der verschiedenen Tanzgelegenheiten und Räume, die während der Sommermonate bis zu drei Monate geschlossen bleiben
Wo wir wohnen: Ein Hotel mit Tangobezug
Über die Zusammenarbeit mit dem Soggiorno Sogna Firenze freue ich mich sehr! Wie wir zu einander gefunden haben? Die Besitzerin ist die Orchestermanagerin des legendären Hyperion Ensemble und Tangotänzerin…den Rest könnt ihr euch vorstellen. Marina Kisaleva ist übrigens auch eine talentierte Pianistin und mittlerweile auf der Bühne und auf vielen internationalen Tourneen mit ihrer Band unterwegs. Von ihr bekamen wir die absoluten Insidertipps während der vergangenen Reise im September 2022, inkl. einem spontanen Live-Konzert in Lucca. Napoleon grüßt 🙂
Krönender Abschluss am Meer
Terraza Mascagni Livorno
Was gibt es schöneres? Nach dem Aufenthalt in Florenz im September hat es sich mittlerweile etabliert, dass die Gruppe, oder einige Teilnehmer:innen gerne ans Meer fahren. Das ist immer ein besonderes Erlebnis nach vier Tagen Städtetrip. Mitte / Ende September ist die perfekte Zeit!
Warum: Die Sommerferien in Italien sind zu Ende, die italienischen „Bagni“, Badeanstalten am Meer, mit Stegen oder in selteneren Fällen mit kleinen Stränden sind dann noch zwei Wochen geöffnet – und ohne die Menschenmassen des Hochsommers ein traumhafter Ort für Après-Stadt-Urlaub. Ich empfehle das Ligurische Meer mit Cinque Terre oder auch Livorno, am Thyrrenischen Meer mit seinem mondänen Vorort Ardenza Mare. Dort findet man die prächtigen Kapitänsvillen und einige werden auch zu bezahlbaren Preisen an Feriengäste vermietet. Dieser Ort ist ein echter „hidden champion“, off the beaten tracks.
Das Meer ist in dieser Region mit der Bandiera Blu, das höchste Qualitätssiegel für Meerwasserqualität, ausgezeichnet. Anreise mit Tren Italia nach Livorno in 2 Std. Zugfahrt, direkt, ohne Umsteigen.
Tango Via Toscana 2024, neue Reisezeit: Dezember
In diesem Jahr gehen wir im Dezember wieder auf die Via Toskana in Florenz! Warum: Der Winter in Florenz ist ganz zauberhauft für einen für einen Städtetrip. Wer auch lieber einen Vin Brulée bei 12°C trinkt, als frierend am Glühweinstand eines Weihnachtsmarktes steht, ist hier richtig. Das lange Florenzwochenende leidet nicht darunter, keine Sorge! Im Gegenteil. Bonus: m Dezember finden viele Konzerte, Festivals und Tangoevents in und um Florenz statt. Alle Tangoprofessionals sind in diesem Monat „zu Hause“.
PS: Auch das Après Programm profitiert von einer späteren Reisezeit. Während meiner ersten Post-Coronareise 2022 haben wir Florenz und Cinque Terre extrem besucht vorgefunden. Das kann sich in wieder ändern – aber der Dezember ist einfach die bessere Reisezeit für dieses Projekt aufgrund Klima, Veranstaltungen, angenehme Temperaturen – und die großen Touristenströme sind abgeebbt.
* Special Guest der 2024 Reise: Zum 2. Mal werde ich auf dieser Reise mit wieder mit Juli Emmerich arbeiten!